Sind gute Schachspieler kognitive Superhelden – oder einfach nur anpassungsfähig?

Es scheinen nicht überdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten zu sein, die im Schach zu Bestleistungen führen, sondern Erfahrung und das Talent, Gedanken auch Taten folgen zu lassen. Auf der kommenden “Chess Conference” in London gibt es mehr über Schach und Ökonomie zu erfahren.

Sind gute Schachspieler kognitive Superhelden – oder einfach nur anpassungsfähig?

Nur besonders kluge Menschen können gute Schachspieler sein, so die weitverbreitete These. Wenn dem so ist, sollte man diese besonderen Skill-Sets soch auch in andere Bereichen nützen können – oder?

Eine Studie aus dem Jahr 2012 nahm sich der kognitiven Fähigkeiten von Schachspielern an und liess diese, egal ob Amateure oder Profis, an einem Ratespiel teilnehmen.

Die Annahme, dass gute Spieler über eine bessere Intuition verfügen, stellte sich als falsch heraus, wie das Ratespiel – ein Beauty Contest nach Keynes – mit 6’000 Teilnehmern zeigte. Ausserdem korrelierten aussergewöhnliche Fähigkeiten im Spiel nicht mit einer herausragenden Ratio: Auch Spitzenspieler konnten nicht viel mehr Züge im voraus als die Kollegen abschätzen.

So beschreiben die Autoren ihre Ergebnisse:

Considering the results of our beauty contest experiment, we propose that it is hard to conclude that chess players are beings of supernatural rationality. […] A conclusion that tentatively hints how our results could go along with previous findings on chess players in the centipede game would be this: On the one hand, “intrapersonal spillovers” (Fennell, 2009, p. 96) from chess to game – theoretic understanding are negligible, hence typically strong chess players cannot be expected to see rational solutions where others do not.

Von wegen Superbrain

Aber auch wenn herausragende Schachspieler offenbar keine Superbrains sind – sie scheinen es zu schaffen, ihr Verhalten der Ratio anzupassen.

Das kann demnächst wieder beobachtet werden, wenn die “London Chess Conference” stattfindet. Am 6. Dezember 2016 tragen ausserdem zwei Ökonomen, John Adams (Australien) und Frank Björn aus Deutschland, über die makro- und mikroökonomischen Aspekte dieses alten Spiels vor. Björns Lecture-Titel lautet “How cool are chess players”:

His talk explores dimensions of “coolness” such as objectivity or the ability to resist short-run temptations and to think ahead instead. It turns out that most experimental and empirical studies challenge common stereotypes about chess players’ coolness.

In John Adams Talk wird es um den öffentlich-politischen Benefit von Schach gehen.

Mehr über die Konferenz und die wissenschaftlichen Vorträge findet sich hier.

Quelle: Christoph Bühren, Björn Frank, Chess Players’ Performance Beyond 64 Squares: A Case Study on the Limitations of Cognitive Abilities Transfer, Talent Development & Excellence, Vol. 4, No. 2, 2012, 157–169