Die “Behavioral Revolution”: Ein Werkzeugkoffer voll disruptiver Kraft für Regierungen und Unternehmen

Ein Ernst&Young-Bericht zählt die Verhaltensökonomie zu den Megatrends 2016. Befeuert durch die Digitalisierung kann sie individuelle Verhaltensänderungen, die langfristig unsere Gesellschaften nachhaltiger machen.

Die "Behavioral Revolution": Ein Werkzeugkoffer voll disruptiver Kraft für Regierungen und Unternehmen

Wenn es um Megatrends der Zukunft geht, werden immer wieder auch Behavioral Economics genannt. Auch ein Ernst & Young-Report zu disruptiven Trends, die uns noch längere Zeit beschäftigen werden, schlägt in diese Kerbe. Er kündigt eine “Behavioral Revolution” an, weil die Disziplin in den Fokus rückt, wie das individuelle Verhalten die systematisch die gemeinsame Zukunft beeinflusst.

Viele Zahlen belegen, wie essenziell es ist, das individuelle Verhalten zu verändern: Das World Economic Forum schätzt, dass chronische Krankheiten das globale Gesundheitsbudget zwischen 2010 und 2030 mit 47 Billionen US-Dollar belasten werden. Oder, dass zwischen 65 und 92 Prozent der US-Amerikanern nicht genug für ihren Ruhestand ansparen, woraus voraussichtlich ein finanzielles Loch von 14 Billionen US-Dollar wächst.

Verhaltensökonomische Massnahmen können helfen, diese von individuellen Biases ausgelösten kollektiven Missstände zu verändern – einige Regierungen holen daher schon Unterstützung von einem entsprechenden Beraterstab.

Social Media: ein ideales Forschungsfeld

Weitere Unterstützung liefert dabei die Digitalisierung unseres Verhaltens: Smartphones und andere vernetzte Geräte sind perfekt für die Beobachtung menschlichen Verhaltens, und:

In addition, social media can tap the immensely motivating power of social norms and gamification — harnessing game-playing principles such as competition to motivate human behavior. Digital and online platforms can deploy A/B testing — a key technique for customizing nudges — at tremendous speed and scale.

Nicht nur die Behörden arbeiten immer öfter mit BE-Devices, auch Unternehmen haben das Potential der eigentlich nicht so neuen, aber in letzter Zeit immer populärerer werdenden Denkrichtung erkannt. Zum Beispiel, wenn es um das Nützen menschlicher “Fehler” geht:

Pact is an app that uses BE to turn behavioral weaknesses into strengths. Users make a weekly pact, choosing how often they intend to exercise and wagering money on their commitment. Users who fail to honor their pact forfeit the money they wagered — aversion to this tangible loss has proven to be a great motivator. The forfeited money is pooled and distributed to those who did go to the gym — turning hyperbolic time discounting on its head by making rewards from exercise immediate instead of deferred.

Letztendlich geht es bei vielen Projekten auch darum, die verhaltensökonomisch ausgelösten Änderungen langfristig zu bewahren – der Kampf gegen chronische Krankheiten und den Klimawandel wird nicht innerhalb weniger Jahre geschlagen sein. Es gilt also zu beobachten, ob die Wirkung von Nudging auch über Jahrzehnte anhalten kann.

Quelle: The upside of disruption. Megatrends shaping 2016 and beyond, EY, 2016