Der hybride Finanzberater: Warum bei Geldfragen die Hilfe von Mensch und Maschine die besten Entscheidungen bringt

Immer mehr Finanzunternehmen kombinieren in ihrer Beratung Big Data mit Nudging, denn: Was helfen die besten Berechnungen, wenn der Kunde am Schluss irrational handelt?

Der hybride Finanzberater: Warum bei Geldfragen die Hilfe von Mensch und Maschine die besten Entscheidungen bringt

In zahlreichen Branchen wird mit künstlicher Intelligenz und Algorithmen nach der “richtigen Antwort” gesucht. Heutzutage ist man imstande, diese tatsächlich über Big Data innerhalb kürzester Zeit zu erhalten oder zumindest in ihre Nähe zu gelangen.

Auch die automatisierte Finanzberatung schöpft aus Unmengen von Daten und bietet Ergebnisse frei von Biases jeder Art – bei ihren Entscheidungen sichern sich viele Kunden aber trotzdem lieber mit Hilfe eines Gegenübers aus Fleisch und Blut ab.

Die letzten Meter sind entscheidend

Es entscheidet also immer noch das menschliche Gehirn mit all seinen kognitiven Schwächen, wie mit automatisierten Ergebnissen umgegangen wird, schreibt die Deloitte University Press:

Most robo-advisors only recommend investing actions, however, and don’t carry them out in an automated fashion. Even assuming that the investor has decided to engage with a robo-advisor in the first place, this leaves the “last mile” to be conquered: persuading said investor to take the recommended actions.

Gerade Entscheidungen in Finanzfragen sind nervenaufreibende “Fraught Choices” voll Risiko. Kein Wunder, dass es so häufig zu Fehlentscheidungen kommt, etwa zu teuer zu kaufen und billig verkaufen. Expertenrat kann zum Beispiel vor Panikverkäufen bewahren – etwas, was mittels Robo-Rat kaum möglich ist. Auch gegen das Hereinfallen in die “Loss Aversion” oder den “Familiariy Bias” kann der Computer nicht wappnen, dafür braucht es einen Menschen.

Aus diesem Grund arbeiten mittlerweile manche Finanzunternehmen mit einer Mischung aus “Robo-Advice” und menschlichen Beratern, die versuchen, mit Hilfe von Behavioral Economics ihren Klienten gewinnträchtige Vorschläge zu machen. Zum Beispiel die Vanguard Group:

Vanguard Group, for example, traditionally offered human advisors in its asset management business. Now, however, it has added some automated advice to these human capabilities in a “hybrid” offering called Personal Advisor Services. Not only does the Personal Advisor Services arrangement equip advisors to give better advice, it also gives them the capacity to serve more clients. By removing the burden of manual calculations, Vanguard enables them to focus more of their time and attention on the empathetic coaching that is their forte—and the lower fees charged for partially automated advice means more clients can have access to it.

Hybrid-Lösungen wie diese lassen neue Arbeitsmodelle in einer immer stärker von maschinellen Lösungen geprägten Umgebung entstehen. Menschliche Interaktion ist aber in Finanz- und anderen Dingen nach wie vor nötig, um Klienten davor zu bewahren, vom gewählten Kurs abzukommen oder sonstige irrationale Entscheidungen zu fällen. Etwas, was Maschinen vermutlich nie vermögen, denn: Irrationalität ist ihnen komplett fremd.

Quelle: Tom Davenport & James Guszcza, Effecting behavior change in a world of automated financial advisors, Deloitte University Press, June 29, 2016