Interview mit Ernst Fehr: Fehlkonstruktionen von Vergütungssystemen im Kontext von VW

In einem Interview mit dem «Handelsblatt» erläutert Prof. Ernst Fehr die Fehlkonstruktion des Vergütungssystems von VW – und warum man eine richtige Bewertung der Management-Leistung erst dann vorgenommen werden kann, wenn eine relevante Vergleichsgruppe hinzugezogen wird.

Interview mit Ernst Fehr: Fehlkonstruktionen von Vergütungssystemen im Kontext von VW

Bei VW wird seit Tagen intensiv um die Boni der Vorstände gerungen. Im Zentrum der Diskussion steht einmal mehr deren Höhe – und die Frage, ob sie die tatsächliche Leistung widerspiegeln. In einem Interview mit dem Handelsblatt erklärt Prof. Ernst Fehr, warum die Vergütung in diesem Fall nur auf den ersten Blick leistungsorientiert ist – und wie man sie effizienter gestalten könnte. Er sagt:

“Das VW-Anreizsystem ist ein Musterbeispiel für Intransparenz. Das gilt nicht nur für Volkswagen, aber hier ist es besonders auffällig.”

Und weiter:

“Der primäre Leistungsindikator ist das operative Ergebnis, ohne dass gesagt wird, was genau damit gemeint ist. Ausserdem werden die Boni nicht an einen Vergleich des operativen Ergebnisses mit demjenigen einer relevanten Vergleichsgruppe geknüpft – beispielsweise mit Toyota, Hyundai, BMW und anderen Unternehmen. Das ist generell das grösste Problem bei Volkswagen: Interne Grössen wie das operative Ergebnis, aber auch die Absatzentwicklung, sind ohne die Betrachtung der vergleichbaren Konkurrenten nicht sehr aussagekräftig.”

Das vollständige Interview mit Ernst Fehr finden Sie hier:

Download (PDF, 228KB)

Um die Leistung von Entscheidungsträgern transparent und fair zu beurteilen, hat FehrAdvice den Market-Adjusted Performance Indicator entwickelt:

Der Market Adjusted Performance Indicator (MAPI)

Gutes Management wirkt sich im Allgemeinen positiv auf den Marktwert eines Unternehmens aus. Doch häufig ist es schwierig, einen direkten Zusammenhang mit den Aktienkursen herzustellen. Zu oft beeinflussen Zufallsfaktoren die Performance. Oder wie ein Bonmot sagt: “Die Flut hebt alle Boote, auch die mit Löchern im Rumpf.”

Beim «Market-AdjustedPerformance Indicator» (MAPI) werden ausgehend vom Total Shareholder Return (TSR) bzw. der Aktienrendite (Kapitalgewinne und Dividenden) die zufallsgetriebenen Marktfaktoren eliminiert. Das Ziel des MAPI ist es, den «Booten sozusagen den Wind aus den Segeln zu nehmen» und zu schauen, wie gut und schnell das Management «rudern» kann.

Der MAPI beruht auf dem Vergleich zwischen dem TSR einer Zielfirma – in unserem Falle VW – und einem Vergleichsindex, der aus den gewichteten TSR’s einer optimal zusammengesetzten Vergleichsgruppe von Unternehmen besteht. Es gilt also:

Market Adjusted Performance Indicator von VW = TSR von VW – Vergleichsindex

Das Gewicht eines Vergleichsunternehmens in der Vergleichsgruppe ist umso grösser je grösser der TSR dieser Firma mit demjenigen von VW korreliert. Der Vergleichsindex korreliert daher in hohem Masse mit dem TSR der Zielfirma (VW) und stellt daher gewissermassen eine Art «Klon» der Zielfirma dar, anhand dessen sich das Performancepotential der Zielfirma (VW) – gemessen am TSR – ermitteln lässt.

Wenn also der MAPI von VW gerade Null ist, dann wurde genau so gut gewirtschaftet wie die optimale Vergleichsgruppe. Wenn der MAPI positiv ist, wurde besser gewirtschaftet, wenn er negativ ist, wurde schlechter gewirtschaftet und das Leistungspotential nicht ausgeschöpft.

Mehr zum Thema: