Von wegen „Teenage Brain“: Jugendkriminalität wird vor allem durch Armut verursacht

Unter wirtschaftlich prekären Umständen werden Jugendliche eher straffällig als ihre finanziell abgesicherten Altersgenossen. Die Lösung liegt in der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit.

Angst vor Teenagern, den „Halbstarken“, wie in den 1950ern vor allem männliche, aggressiv auftretende und meist aus der Arbeiterklasse stammende Jugendliche genannt wurden? Warum Menschen knapp vor dem Erwachsenwerden unkontrollierte Entscheidung treffen, die Auswirkungen bis hin zur Straffälligkeit haben können, wurde bis vor kurzem auch gerne dem Hormoncocktail der Jugend zugeschrieben – dem „Teenage Brain“. Angeregt noch von Gruppendruck, Erziehung, Schulabbruch, Alkohol, Drogen und Videospielen.

Abgesichert so harmlos wie Durchschnitts-Erwachsene

Eine Untersuchung vom Center on Juvenile and Criminal Justice in San Francisco brachte nun ans Licht, dass ein weiterer Faktor stärkere Auswirkungen zeigt: Armut unter Jugendlichen. Studienautor Mike Males untersuchte mehr als 50.000 Mordfälle in Kalifornien zwischen 1991 und 2002 und fand heraus, dass finanziell abgesicherte Jugendliche genauso vernünftig handelten wie ein durchschnittlicher Mensch mittleren Alters.

psmag.com schreibt:

In other words, financially secure teens act as responsibly as stereotypical middle-aged people; and poor middle-aged people act as recklessly as stereotypical teens. The financial situations of the would-be perpetrators had a lot bigger impact than what age they were at the time. And that impact was huge: The homicide rate among the poorest teenagers Males looked at was 18 times higher than it was among the wealthiest.

Aufgrund dieser Erkenntnisse könnten Massnahmen gegen Jugendkriminalität gezielter positioniert werden. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit steht dabei ganz vorne – kein einfaches Unterfangen, denn aufgrund fehlender Ausbildung und Praxiszeiten tun sich junge Menschen in den aktuell wirtschaftlich angespannten Zeiten bei der Arbeitssuche schwerer als Erwachsene. Eine zwei- bis dreimal so hohe Arbeitslosenrate ist in den USA das Ergebnis, so Studienautor Males und zieht trocken folgenden Schluss:

Under this revised theory, young people do not ‘age out’ of crime, they ‘wealth out.’

Quellen:

Mike Males, Age, Poverty, Homicide, and Gun Homicide. Is Young Age or Poverty Level the Key Issue?, SAGE journals, 5 March 2015

Lauren Kirchner, It’s Poverty, Not the ‘Teenage Brain,’ That Causes the Most Youth Crime, psmag.com, 20 March 2015