COP20: Wie ein wirksamer Haftungsmechanismus für Schäden durch den Klimawandel aussehen kann

Ein Experiment zeigt: Mit recht simplen Fahrlässigkeitsregeln kann Klima-Kooperation attraktiver – und rentabler – gemacht werden.

COP20: Wie ein wirksamer Haftungsmechanismus für Schäden durch den Klimawandel aussehen kann
Bild: Matt and Kim Rudge, Lizenz: CC BY 2.0

An der 20. UNO-Klimakonferenz bis 12. Dezember 2014 in Lima geht es um den Abschluss eines globalen Abkommens im kommenden Jahr in Paris und die Kriterien für die Formulierung der nationalen Reduktionsziele bis 2030.

Für die Öbu wird Gabi Hildesheimer, Associated Partner FehrAdvice, in der Schweizer Delegation nach Lima reisen. Sie wird die Verhandlungen aufmerksam verfolgen und direkt von der Konferenz berichten.

Und wir stellen uns in der Zwischenzeit die Frage, was die Verhaltensökonomie zu einer besseren und wirksameren Klimapolitik betragen kann:

In den UN-Klimaverhandlungen gewinnt die Frage, ob Länder für Schäden durch Klimawandel haftbar gemacht werden können, zunehmend an Bedeutung. Die Diskussion darüber konzentriert sich derzeit vorwiegend auf Aspekte der Fairness und der historischen Verantwortung. Ein Haftungsmechanismus muss allerdings nicht nur wirken, er sollte auch keine endlosen Entschädigungsforderungen an Industrieländer nach sich ziehen.

Der Klimawandel – da sind sich die meisten Experten einig – ist verantwortlich für den starken Anstieg von Naturkatastrophen in den letzten zwei Jahrzehnten. Am stärksten sind Entwicklungsländer von diesen Katastrophen betroffen. Doch die Hauptverursacher für den Klimawandel sind die hohen hohen Treibhausgasemissionen der reichen Industrieländer seit 200 Jahren.

Doch wie können angesichts dieser Diskrepanz nun effektive Haftungsregeln aussehen?

Um diese Frage zu beantworten haben Elisabeth Gsottbauer und Robert Gampfer von der ETH Zürich eine der ersten experimentellen Studien zu diesem Thema durchgeführt (im Juni an der ETH und in Bonn an der UNFCCC Konferenz, und nachher in den USA via Amazon Mechanical Turk durchgeführt, einem Marktplatz für das Crowdsourcing von Aufgaben).

Sie gingen dabei von folgender Annahme aus:  Angesichts der Diskrepanz drängen Entwicklungsländer in den Klimaverhandlungen auf einen Mechanismus, der „Loss and Damage“ berücksichtigt, also dem Klimawandel geschuldete Verluste und Schäden. Auch klare Regeln für Entschädigungszahlungen werden immer wieder gefordert. Reiche Länder, so die Idee, sollen so für ihre historische Verantwortung für die Folgen der Treibhausemissionen verantwortlich gemacht werden.

Diese Mechanismen wären nicht nur fair – sie könnten auch ein wirksamer Anreiz sein, ein ehrgeizigeres Klimaabkommen zu beschliessen. Ausserdem werden Industrieländer zum Vorbild, wenn sie Verantwortung übernehmen. Entwicklungsländer könnten dadurch weniger dazu tendieren, die gleichen Sünden zu wiederholen, weil sie dann ja ihrerseits wiederum Ausgleichszahlungen leisten müssten..

Bei der experimentellen Überprüfung dieser Annahmen wurde mittels eines Spiels, das auf dem Gefangenendilemma basierte, von armen und reichen Spielern (ausgedrückt im Startkapital des Spiels) in den Klimaschutz investiert. Nach dem Prinzip: Je höher die Kooperation, desto geringer ist das Risiko Kapital zu verlieren, weil eine Haftungsregel exekutiert werden könnte.

Die Haftungsregeln waren unterschiedlich ausgestaltet. In einer Gruppe musste der reiche Spieler im Falle einer Katastrophe nur dann Entschädigung leisten, wenn er nicht in Klimaschutz investiert hatte. In einer anderen Gruppe der arme Spieler nur dann Entschädigung erhalten, wenn auch er in Klimaschutz investiert hatte.

Mit diesen beiden Regeln wurden dann auch die wirksamsten „Mikro-Klimaabkommen“ im Experiment erzielt. Elisabeth Gsottbauer und Robert Gampfer ziehen daraus folgendes Fazit:

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Regierungen der Mitgliedsländer der UN-Klimarahmenkonvention gut beraten wären, die Verhandlungen über einen Kompensations- oder Haftungsmechanismus für Klimawandelschäden im Vorlauf der Klimakonferenz in Paris 2015, bei der ein neues globales Abkommen geschlossen werden soll, fortzuführen und zu verstärken. Eine relativ simple Fahrlässigkeitsregel kann Klima-Kooperation attraktiver – und rentabler – machen, da durch sie vermutlich Industrie- wie auch Entwicklungsländer ihre Investitionen in die Klimawandelminderung und -anpassung erhöhen würden. Ein Haftungsmechanismus wäre somit weit davon entfernt, die „Büchse der Pandora“ für endlose Entschädigungsforderungen an Industrieländer zu öffnen. Im Gegenteil, ein solcher Mechanismus könnte die weltweite Zusammenarbeit beim Klimaschutz nicht nur wirksamer, sondern auch kostengünstiger machen.“

Quellen:

Ökonomenstimme | Ein Haftungsmechanismus für wirksamen und kostengünstigeren Klimaschutz»

ETH | Liability mechanism to strike an ambitious climate agreement»