Verhaltensökonomie in der Praxis: Ein Plädoyer für Wissenschaftlichkeit und evidenzbasiertes Arbeiten

Dank populärwissenschaftlicher Bestseller beeinflusst die Verhaltensökonomie immer mehr den Mainstream ökonomischen Denkens. Beim Design von Lösungen dürfen die angewendeten Methoden aber nicht auf die Erkenntnisse aus diesen Bestsellern beschränkt bleiben.

Verhaltensökonomie in der Praxis: Ein Plädoyer für Wissenschaftlichkeit und evidenzbasiertes Arbeiten
Dank populärwissenschaftlicher Bestseller beeinflusst die Verhaltensökonomie immer mehr den Mainstream ökonomischen Denkens. Beim Design von Lösungen dürfen die angewendeten Methoden aber nicht auf die Erkenntnisse aus diesen Bestsellern beschränkt bleiben.

„Behavioral Economics (BE) is buzzing in the market research world“, bloggt Aaron Reid (Chief Behavioral Scientist bei Sentient Decision Science) auf sentientinsight.com. Dies sei eine Entwicklung, die einerseits grosses Potenzial für die Branche verspricht, andererseits aber auch Risiken.

Fachliteratur mit Behavioral Economics-Background hat dieser Tage das Potenzial zum Bestseller. Und gleichzeitig entdecken immer mehr Produkt- und Marketing-Verantwortliche, dass vieles, was sie in den vergangenen Jahren intuitiv taten, nun auch von der ökonomischen Forschung bestätigt wird. Auch das verleiht der Verhaltensökonomie zusätzlich Glaubwürdigkeit – und Popularität.

Doch gleichzeitig fürchtet Reid, dass das angewendete Wissen über Behavioral Economics grösstenteils aus einigen wenigen populärwissenschaftlichen Werken stammt. Er belegt dies mit einer Anekdote von der diesjährigen Insight Innovation Exchange (IIeX) in Philadelphia:

Another prominent speaker made the insightful observation that there is a lot of interest but not a lot of deep knowledge, by asking the audience who had bought Kahneman’s Thinking Fast and Slow (about half the audience raised their hands), and then asking how many had actually finished the book (1 or 2 people raised their hands). Thinking Fast and Slow is perceived as the current popular bible of BE. It is written for a broader audience, but it has greater density in detail than your typical popular science book.

Reids Fazit: Verhaltensökonomische Praxisansätze, die ausschliesslich über die Lektüre populärwissenschaftlicher Literatur entwickelt werden, sei keine lange Lebensdauer vergönnt, weil sie zwangsläufig zu Fehlern führen.

If BE consultancies don’t know the guardrails for when and why an effect will work, we will have a lot of unsuccessful market applications, which will ultimately give the practice of BE a bad name.

Das ist eine Ansicht, die wir bei FehrAdvice uneingeschränkt teilen: Das volle Potenzial verhaltensökonomischer Applikationen kann sich erst entfalten, wenn wissenschaftlich und evidenzbasiert gearbeitet wird. Nur so ist sicher gestellt, dass sich die entwickelten Lösungen implementieren lassen – und auch funktionieren.