Neue Studie: Wie monetäre Anreize bei Schülerinnen und Schülern wirken

Das Anreizverhalten von Erwachsenen ist von der Verhaltensökonomie bereits sehr ausgiebig erforscht. Doch wie sieht es bei Schulkindern aus? Eine neue Studie bringt erste Ergebnisse.

Neue Studie: Wie monetäre Anreize bei Schülerinnen und Schülern wirken
Das Anreizverhalten von Erwachsenen ist von der Verhaltensökonomie bereits sehr ausgiebig erforscht. Doch wie sieht es bei Schulkindern aus? Eine neue Studie bringt erste Ergebnisse.

Foto: IMLS Digital Collections & Content, Lizenz: CC BY 2.0

Die Verhaltensökonomie hat in den vergangenen Jahren viel über die Anreize und Motivation menschlichen Handelns heraus gefunden. Wir wissen nun, das dass Menschen Ungleichheit ablehnen, Geld auch an Fremde verschenken und nicht unbedingt monetäre Anreize brauchen, um sich zu motivieren.

Doch ein wichtiges Feld wurde von dieser Disziplin bisher kaum untersucht: die Wirksamkeit von Motivationsstrategien im Bildungssystem und den darin lernenden Schülerinnen und Schülern.

Eine Studie von Steven D. Levitt, John A. List, Susanne Neckermann und Sally Sado (“The Behavioralist Goes to School: Leveraging Behavioral Economics to Improve Educational Performance”) füllt nun diese Lücke. Die Forscher führten mit etwa 6500 Grundschülern und Schülern weiterführender Schulen aus Chicago verschiedene Feldexperimente durch, um ihre Verhaltensprinzipien kennen zu lernen.

Aus dem Paper:

“Die Schüler wurden dabei unmittelbar vor einem standardisierten, computerbasierten Test, an dem sie drei Mal jährlich teilnehmen, mit individuell verschiedenen Leistungsanreizen konfrontiert. Die gesetzten Anreize, sich gegenüber den bisherigen eigenen Testergebnissen zu verbessern, waren monetärer oder auch nicht monetärer Natur. Weiterhin wurden die Belohnungen entweder direkt oder mit einer einmonatigen Verspätung ausgegeben. Schliesslich wurden einige der Anreize in Form von Verlusten gestaltet. Dabei erhielten die Schüler zwar im Voraus eine Belohnung, jedoch verbunden mit der Information, dass diese wieder weggenommen werde, sofern sich ihre Leistung nicht verbessere.” 

Fazit:

  • Die im Feld beobachteten Leistungsveränderungen zeigen, dass Anreize auch für Schüler von
  • Bedeutung sind. Monetäre Anreize sind leistungsfördernd, sofern sie gross genug sind.
  • Belohnungen nicht monetärer Art – in Fall der Felduntersuchung Pokale – haben einen bedeutend grösseren Effekt als Zahlungen von entweder 10US$ oder 20US$.
  • Darüber hinaus sind nur unmittelbare Anreize wirksam. Bereits eine Verzögerung der Belohnung um einen Monat führt zu keiner Motivationssteigerung.
  • Die Ergebnisse entkräften die häufig geäusserte Befürchtung, wonach monetäre Anreize die Motivation von Kindern senken, sobald keine Belohnung mehr in Aussicht steht. Ausserdem, so die Forscher, scheinen im heutigen Bildungssystem angesichts der Tatsache, dass die grössten Bildungserträge erst mit einer Verspätung von Monaten (oder gar Jahren) anfallen, adäquate Anreizsysteme bislang zu fehlen, die effektiv zu besseren Leistungen anregen können.

Steven D. Levitt, John A. List, Susanne Neckermann und Sally Sado: The Behavioralist Goes to School: Leveraging Behavioral Economics to Improve Educational Performance (.pdf)»