Warum Personen in Machtpositionen Fehlentscheidungen treffen

Experimente zeigen: Macht kann zu einem übersteigerten Vertrauen auf die eigenen Einschätzungen führen – und damit zu systematischen Entscheidungsfehlern.

Warum Personen in Machtpositionen Fehlentscheidungen treffen

Macht spielt in fast allen Formen des menschlichen Zusammenlebens eine Rolle. Wer mehr Macht hat als andere, kann auf deren Denken und Handeln einwirken und leichter Ziele erreichen. Und Macht spielt natürlich auch im Management eine Rolle. Ein Manager befindet in einer strukturell notwendigen Machtposition, denn nur wer Macht hat, kann auch Leadership zeigen.

Doch Macht hat auch ihre Schattenseiten. Sie steigert das Selbstvertrauen und kann unter gewissen Rahmenbedingungen zu einem übersteigerten Glauben an die eigenen Einschätzungen führen – und in der Folge auch zu Fehlentscheidungen.

Die Ökonominnen und Ökonomen Kelly E. See (New York University), Elizabeth Wolfe Morrison (New York University), Naomi B. Rothman (Lehigh University) und Jack B. Soll (Duke University) sind diesem Effekt in einem kürzlich erschienen Paper auf den Grund gegangen (The Detrimental Effects of Power on Confidence, Advice Taking, and Accuracy, erschienen in Organizational Behavior and Human Decision Processes). Sie haben untersucht, ob Macht die Bereitschaft einer Person beeinflusst, auf Rat und Hilfe von aussen zurück zu greifen und welchen Effekt das auf Entscheidungen hat.

In vier Experimenten – eines davon innerhalb eines Unternehmens durchgeführt, drei davon im Labor– zeigte sich nicht nur, dass mächtige Menschen eher den Erfahrungen und Ratschlägen anderer misstrauen. Es waren auch deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu beobachten. Männer lehnen Hilfe viel deutlicher ab als Frauen.

Doch vor allem zeigte sich in den Experimenten ein Effekt besonders deutlich: Wer Machtpositionen inne hat, kann Tatsachen tendenziell weniger akkurat einschätzen als jemand in Positionen mit weniger Macht. Warum? Weil letztere Gruppe eher Rat von aussen einholt, der sie bei der Lösung von Problemen auf die richtige Fährte lockt.

Fazit:

  • Personen in Machtpositionen haben grosses Vertrauen in ihre eigene Urteilsfähigkeit und neigen dazu, Hilfe von aussen abzulehen.
  • Experimente zeigen, dass dieser gefährliche Trugschluss zu Fehleinschätzungen und auch Fehlentscheidungen führen kann.
  • Um diesem Effekt vorzubeugen, empfiehlt es sich, bei Entscheidungen in Unternehmen schon früh Beratungsprozesse zu institutionalisieren.

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