Kreativität ist nicht nur die schöpferische Fähigkeit, Neues zu erschaffen, das Nutzen und Sinn ergibt – Kreativität ist auch eine der zentralen Eigenschaften, die den Menschen ausmachen. Kreativität führt zu Fortschritt und Innovation.
So weit, so euphorisch. Denn Kreativität hat auch ihre Nachteile. Im Management zum Beispiel kann sie sogar der Karriere schaden, wie ein aktuelles Paper im Journal of Experimental Social Psychology zeigt (Recognizing Creative Leadership: Can Creative Idea Expression Negatively Relate to Perceptions of Leadership Potential?, von Jennifer S. Mueller/University of Pennsylvania, Jack Goncalo/Cornell University und Dishan Kamdar/Indian School of Business). Wer abseits der ausgetretenden Pfade denkt, so die Autoren, gerät in Gefahr, niemals ins Top-Management vorzustossen.
Diese Erkenntnis basiert auf zwei Business-Experimenten zum Thema, die in Indien und den USA durchgeführt wurden. In beiden zeigte sich, dass vor allem fest zementierte Stereotypen im Zusammenhang mit Kreativität und Leadership dafür sorgen, dass Bewahrer des Status Quo häufig kreativen Querdenkern vorgezogen werden.
Leadership steht meist für Sicherheit, Stabilität und die Reduktion von Unsicherheiten. Kreativität steht im Gegenzug meist für Unsicherheit und Risiko.
Kreative Köpfe, so die Einschätzung der Teilnehmer der Experimente, sind zwar fachlich genau so qualifiziert wie andere, doch sie können mit ihren Ideen und Entscheidungen auch Unternehmen in Gefahr bringen.
Fazit
- Herkömmliche Modelle zur Beurteilung von Leadership-Qualitäten bevorzugen Manager, die wenig kreative Entscheidungen treffen.
- Überdurchschnittlich kreative Mitarbeiter können wegen der vorherrschenden Stereotypen im Wechselspiel von Kreativität und Leadership in ihrer Karriere behindert werden.
- Diese Nachteile können durch besonderes Charisma ausgeglichen werden.
strategy+business: Is Creativity a Bad Trait for a Senior Leader?